Der Prüfungstag zum Fluglehrer

21 November 2017
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Ein Bericht von Maik Rauch über seinen Prüfungstag zum Fluglehrer:

Am Freitag letzter Woche war es soweit. Die Prüfung zum Fluglehrer stand bevor und ein
nächster großer Schritt in meiner Pilotenlaufbahn war zum Greifen nahe.
Auf der 30 minütigen Fahrt zum Flugplatz Donaueschingen durchfloss meine Adern nicht ein
Gefühl der Unsicherheit sondern die absolute ungebrochene Entschlossenheit mir diesen
Erfolg heute durch nichts nehmen zu lassen.

Gewiss war diesem Siegesgefühl ein straffes und absolut professionelles
Ausbildungsprogramm vorausgegangen!

Am Flugplatz angekommen stand als erstes wie schon so oft- die Flugvorbereitung an.
Mass and Balance, Wetter, NOTAMS,….. völlig entspannt machte ich mir ein Bild über das
heutige Wettergeschehen und entnahm meinen Triebwerksleistungstabellen die heutige
Performance.

Etwas später besprachen mein Prüfer Michael Bitschnau und ich das heutige Programm.
Dabei erklärte er mir ganz genau wann er in der Rolle des „Schülers“ war und wann nicht. Es
ist manchmal etwas merkwürdig und verwirrend wenn man selber als „Lehrer-Azubi“ einem
„Fluglehrerprüfer“ der sich so zusagen nichts wissend stellt und den Schüler spielt etwas
beibringen soll. Ein Stückweit schauspielerisches Können seitens des Prüfers wird hier
vorausgesetzt.

Als erstes galt es aus einem Prüfungsfragenpool je eine Frage zu je einem Fach kurz und
knapp zu beantworten. Zur Verfügung standen mir Tafel, Flipchart, Beamer,
Anschauungsobjekte und zum Schluss noch Hände und Füße.

Als dann meine gewählten Fragen zu Warmfront, Blatttheorie, Problematik Fliegen-Tauchen,
APU, Gesetzesbestimmungen, um nur ein paar zu nennen, erfolgreich beantwortet waren,
rückte ein Sieg eine Stufe näher.

Im Anschluss musste ich bei meinem 40 minütigen Lehrvortrag über die „Hydraulik“ von
Hubschraubern mein Können unter Beweis stellen. Dabei ging es darum dem Schüler
(Prüfer) zu zeigen, dass ich in meiner Lehrerausbildung auch gute didaktische Fähigkeiten
entwickelt habe. Wie ersichtlich ist der rote Faden, was ist das Lernziel des Vortrages, wie
hat der Schüler auf Störungsquellen reagiert ( Ablenkung durch Gerede, Handy, Essen, ….)
Nach einer Nachbesprechung des Vortrags, wo einem nochmal neue Anreize und
Verbesserungen aufgezeigt wurden, ging es zum fliegerischen Teil. Da ich in
Donaueschingen eine absolut tolle Lehrerausbildung bekommen habe, bin ich mit einem
höchst Maß an Selbstsicherheit in den fliegerischen Prüfungsteil gegangen. Dennoch bekam
ich die Grundnervosität nicht ganz weg.

In dem Fall ist diese Nervosität eher als : „Positiv Arrousal“ (Also ein gesundes Maß an
Erregtheit womit hier Konzentration gemeint ist) zu betrachten.

Am Anfang wurde eine saubere Vorflugkontrolle des Hubschraubers durchgeführt und das
Triebwerk nach Checkliste angelassen.

Nach 2 standardmäßigen Platzrunden, wie sie der Schüler später nachfliegen sollte, gingen
wir über zu den Notverfahren.
2 selber perfekt durchgeführte Autorotationen rundeten das bisher gut verlaufende
Programm sauber ab.

Etwas mehr kam ich bei den Schwebeflugübungen ins Schwitzen. Dem Schüler (in dem Fall
Prüfer) musste nach und nach die zuvor in der Theorie besprochenen Steuerelemente
einzeln beigebracht werden. Zuerst die Pedale, danach der Pitch und zum Schluss der Stick.
Da der Schüler ja noch kein Gefühl hatte und über die Größe der Steuerausschläge nicht

Bescheid wusste, musste ich also die teilweise sehr extremen plötzlichen Bewegungen
ausgleichen, sodass der Hubschrauber stets in seinen Betriebsgrenzen flog. Das war sehr
Konzentrationsraubend. Nach einer gefühlten Ewigkeit wies ich den Prüfer auf unseren
Kraftstoffstand hin und teilte ihm mit, dass ich jetzt als Lehrer bei einem 1/4 vollen Tank an
die Tankstelle gehen würde. Dem Hinweis wurde Folge geleistet und wir schwebten zurück
zur Tankstelle.

Nachdem auch der Teil erfolgreich absolviert wurde und mir nach einer Nachbesprechung
der positive Prüfungsbescheid mitgeteilt wurde, war ich so erleichtert und überglücklich, dass
ich später bis um 3 Uhr nachts nicht einschlafen konnte.

An der Stelle möchte ich mich bei meinem Prüfer Michael Bitschnau bedanken, der einen auf
Herz und Nieren geprüft hat, aber dennoch stets fair und ruhig geblieben ist. Es war während
der ganzen Prüfungszeit ein absolut wohlwollendes und angenehmes Klima. Grundsätzlich
wird von einem Bestehen ausgegangen. Dennoch wurde einem immer wieder klargemacht,
dass man mit dem Kopf bei der Sache bleiben sollte. Was später bei der Schulung
schließlich auch sehr wichtig ist.

Selbstverständlich gilt mein Dank auch dem Team der HTC, die stets gute Arbeit geleistet
haben. Flexible Terminvereinbarungen, sehr gute praktische Ausbildung und letztlich auch
ein Flugbetrieb der immer top gewartet und betriebsbereit war.

Das Leben und vor allem meine schwangere Frau, welcher der größte Dank gebührt, haben
mich wieder. Sie musste einige Entbehrungen ertragen die ich Ihr hoffentlich auf unserem
neuen Weg, die nächsten 6 Monate bis zur Geburt unseres Kindes, wieder geben kann.
Allen Lesern dieses Textes wünsche ich viel Gesundheit und ein gutes Gelingen was immer
auch kommen mag.

Maik Rauch

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