Mein Weg zum Berufspiloten begann schon im Alter von 4 Jahren mit dem Kindheitstraum, der sich bis heute nicht abgeschwächt hat. Doch zunächst erlernte ich einen „ganz normalen“ Beruf, der mir meinen Lebensunterhalt sichern sollte. Nach der Ausbildung suchte ich mir einen Arbeitsplatz, der Montage-Einsätze im Ausland vorsah. Mit diesem Berufs- und Lebensmodell ( auf Zeit! ) war es möglich, die finanziellen Mittel für die Ausbildung zusammenzubringen. Und endlich konnte ich wirklich Pläne machen!
Als erstes muss man sich eine geeignete Flugschule suchen. Dabei war es mir wichtig, nicht nur auf den Internet Auftritt zu vertrauen, sondern ich habe gezielt das persönliche Gespräch gesucht. So hat mir dann ein Hubschrauberpilot und Fluglehrer empfohlen, mir auch die HTC Helikopter Flugschule in Donaueschingen anzuschauen.
Nach einem durch und durch ehrlichen Gespräch ( und eben nicht „Verkaufsgespräch“!) mit Kai Naujokat -dem Fluglehrer und Geschäftsführer von HTC- ist bei mir die Entscheidung auf HTC gefallen.
PPL(H) Ausbildung
Am 26.05.2014 ging es dann endlich los. Der erste Schulungsflug mit einem Hubschrauber. Es war atemberaubend. Die Sensibilität und Instabilität eines Hubschraubers hat mich überrascht und gleichzeitig fasziniert. Erst musste ich lernen den Hubschrauber im Schwebeflug ruhig zu halten, dann flogen wir erste Platzrunden.
Parallel begann die Theorieausbildung in den Schulungsräumen von HTC. Es war schwer sich zu konzentrieren, während draußen vor dem Fenster ständig Hubschrauber und Flugzeuge vorbeiflogen und rollten. Doch wir mussten die Theorieausbildung abschließen, bevor ich zu meinen ersten Solo-Flügen starten durfte. Nach erfolgreicher Theorieprüfung beim Regierungspräsidium und dem praktischen Erlernen der Not-Verfahren, durfte ich dann zum ersten Mal den Hubschrauber alleine anlassen. Das war ein unglaubliches Gefühl! Obwohl Kai mit einem Handfunkgerät im Falle eines Falles zu erreichen gewesen wäre, war ich komplett auf mich alleine gestellt. Eine falsche Bewegung am Stick oder ein vergessener Punkt auf der Checkliste würde jetzt nicht mehr durch Kai korrigiert werden. Die ersten Platzrunden im Alleingang waren wieder wie Neuland. Jede schon zur Routine fortgeschrittene Flugbewegung fühlte sich wieder an, als ob ich sie zum ersten Mal machen würde: Kontrollieren der Fluglage, Überwachen der Instrumente, Funken mit dem Kontrollturm und das Starten und Landen. Nach 4 Solo-Platzrunden war ich am Ende meiner Leistung. Nach dem Abstellen des Hubschraubers wurde ich – mit zitternden Knien, aber mit rasendem Herz und unglaublichem Hochgefühl – noch in Fliegermanier von allen anwesenden Piloten „getauft“.
Genau ein Jahr nach meinem ersten Schulungsflug legte ich am 26.05.2015 die praktische Flugprüfung erfolgreich ab.
Und habe somit den zweiten Schritt auf dem Weg zum Berufspiloten gemacht.
Stunden sammeln
Um mit der praktischen Ausbildung zum Berufspiloten zu beginnen, muss man zuerst 155 Stunden Flugerfahrung nachweisen. Das heißt nach der PPL(H) Ausbildung hatte ich noch ca.110 Stunden zu fliegen. Damit die Erfahrung und Routine nicht verloren geht, haben Kai und ich uns darauf geeinigt, auch in dieser Zeit viel miteinander zu fliegen, neben den Flügen, die ich mit Freunden und Bekannten machte.
In dieser Zeit habe ich viel gelernt. Wir haben die verschiedenen Gebiete der Fliegerei durchgearbeitet, wie Foto/Filmflug, Außenlandungen bei Restaurants, Hochspannungsleitungskontrolle und das An- und Abfliegen großer Verkehrsflughäfen. Immer wenn ich zwischen meinen Auslandseinsätzen Zeit hatte, haben wir uns einem kleinen Projekt gewidmet, um mich auf die berufliche Laufbahn vorzubereiten. Um auch meine physischen Grenzen wahrzunehmen und an sie ranzugehen, sind wir von Hamburg quer durch Deutschland nach Donaueschingen geflogen. Oder haben den Alpenhauptkamm überquert, um in Locarno eine Pizza zu essen. Einen Foto Flug tief über dem Bodensee und danach auf einer Höhe von 10.000 Fuß zeigte mir die Leistungsgrenzen des Hubschraubers.
Wir konnten sicher nicht jede Situation erproben, doch es war um ein Vielfaches besser als „nur um die Laterne zu fliegen“ wie es Kai gerne nennt. Es waren super schöne Erfahrungen dabei, aber auch die anstrengenden Schlecht-Wetter-Flüge. Gerade die haben mich im Cockpit sicherer und routiniert gemacht. Danke Kai!
CPL(H)/ATPL(H) Theorie
Commercial Pilot License /Airline Transport Pilot License
Parallel zur Stunden-Sammel- Phase, konnte ich schon mit dem Theorie Lehrgang anfangen. HTC kann hierzu ein Cooperation mit mehreren Theorieschulen anbieten, die Fernlehrgänge durchführen.
Neben der Schweizer Schule „Horizon” und „CAT“ ist auch die „Cranfield Aviation“ Cooperationspartner, für die ich mich entschieden habe. Hier gab es von Anfang an die Möglichkeit die Theorie für die ATPL, eine höherwertige Lizenz wie die CPL zu machen. Der ATPL wird als „Theorie-Credit“ erst nach einer gesamten Flugerfahrung von 500 Stunden gültig, bis dahin ist man CPL Pilot. Bei Cranfield Aviation waren die Fächer in 3 Blöcke aufgeteilt. Für jeden Block ist eine Woche Frontalunterricht in Dortmund vorgesehen. Die einzelnen Fächer lernt man im Selbststudium über ein Lernprogramm am PC. Das war für mich die ideale Lösung, um die Theorie auch aus dem Ausland parallel zu meinem Beruf lernen zu können. Die Doppelbelastung war zwar sehr kräftezehrend und zeitintensiv, doch schlussendlich war die Motivation doch groß genug, und ich habe die letzte Theorieprüfung nach einem Jahr und elf Monaten am 15.08.2017 bestanden. Nach bestandener Prüfung konnte ich nun endlich mit der CPL(H) Praxis beginnen.
CPL(H) Praxis
Es begann damit, dass ich auf Grund von Feiertagen 2 Wochen Urlaub am Stück bekommen hatte. Kai und ich trafen uns am Freitag den 20.10.2017 somit zum ersten Mal zur Schulung. Wir flogen einen ganzen Nachmittag, es war wieder mal richtig Arbeiten im Cockpit!
Obwohl wir uns drauf geeinigt hatten, dass eine komprimierte Schulung zu stressig sein würde, hatten wir am Dienstagabend schon 12 Stunden Flugzeit von den geforderten 35 Mindeststunden. Jetzt meldete sich aber so langsam der Ehrgeiz, die Ausbildung doch in den zwei Wochen Urlaub zu fliegen. Also fingen wir an, mit Hilfe von Kalender und Wetterinformationen die restlichen eineinhalb Wochen durchzuplanen. Als der Plan stand, legten wir noch unsere psychischen und physischen Rahmenbedingungen fest: Sollte es einem von uns zu anstrengend werden, oder sollte dies der andere an einem bemerken, würden wir sofort die Handbremse ziehen. Wichtig war auch, dass wir die gesetzlichen Vorgaben einhalten mussten.
So durften wir pro Tag maximal 4 Stunden fliegen, maximal 20 Stunden in der Woche, 2 Stunden maximal am Stück, 4 Flüge am Tag und zwischen den Flügen ist eine Pause von 30 Minuten einzuhalten.
Auch die Technik muss mitspielen; so musste der Hubschrauber kurzfristig nach einer Woche Ausbildung in die Flugwerft, zu einer „50 Stunden Kontrolle“. Wir kombinierten den Flug nach Mannheim mit einem Übungsflug nach Instrumenten – ohne Sicht nach außen. Nach der rasanten Wartung des Hubschraubers, die mir vorkam wie ein Boxenstopp in der Formel 1, ging es abends wieder zurück nach Donaueschingen. Somit konnten wir in der nächste Woche – mit einem frisch gewarteten Hubschrauber – meine 5 Nachtflugstunden in Angriff nehmen. Petrus war uns auch in der zweiten Woche wohl gesonnen, und wir konnten meinen ersten Nachtflug in Memmingen starten. Zuerst flog ich 5 Platzrunden in Memmingen bei hereinbrechender Nacht, bevor es in völliger Dunkelheit zurück nach Donaueschingen ging. Das größte Highlight der Nachtflüge war für mich ein Flug über den Stuttgarter Flughafen, den wir zwei Nächte später flogen. Und immer wieder Wiederholung der Notverfahren für die Prüfung.
Dank dem sehr flexiblem Prüfer, konnten wir die Prüfung wegen schlecht vorhergesagtem Wetter von Samstag auf Freitag den 03.11.2017 vorziehen. Davor ein Tag Freizeit, um wieder zu Kräften zu kommen. Somit haben wir die gesamte CPL(H) Ausbildung inklusive Prüfung innerhalb 2 Wochen absolviert. Das ist laut Kai Naujokat in Deutschland bisher einzigartig.
Ich bin stolz und glücklich die ganzen Inhalte innerhalb von 14 Tagen geschafft zu haben, auch weil nach diesen zwei Wochen der Winter eingebrochenen ist, und es kaum noch fliegbare Tage gegeben hätte.
Danke an alle, die dies möglich gemacht haben. Besonders an Kai Naujokat, der Flugwerft AMS in Mannheim, Herrn Schubert und allen auf dem Turm in Donaueschingen, dem Prüfer Herr Bitschnau und meiner Familie und Bekannten die mich unterstützt haben.
Jakob