Außenlandungen - der Grund fürs Hubschrauber fliegen!

2 Mai 2016
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Auf den heutigen Tag habe ich mich seit der gesamten Ausbildung schon gefreut! Wir werden die ersten Außenlandungen im Gelände durchführen. Dazu merkt Kai im Briefing nochmals etwas an, was er mir schon bei unserem ersten Informationsgespräch gesagt hat. Die Flugschulen in Deutschland führen Außenlandung in der Ausbildung zum Privatpiloten garnicht bis nur wenig durch, da der Gesetzgeber dies nicht mehr vorschreibt. Kai macht dies jedoch weiterhin, daher dauert die Ausbildung in der Regel auch 5h länger bei der HTC. Ich persönlich finde das Klasse und bin auf den Tag sehr gespannt.

Wie immer starten wir mit unserem Briefing. Dazu errechnen wir als erstes unsere HOGE (hovern out of ground) Performance. Bis 5200ft haben wir Leistung zum Schweben ohne Bodeneffekt, siehe Bild.

HOGE Außenlandung

Als nächstes weißt mich Kai in die zwei Außengelände des heutigen Übungsfluges ein. Dazu nutzen wir Google Earth Bilder und eine Karte im Maßstab 1:25000.

Unser allgemeines Anflugverfahren gliedert sich wie folgt:

  1. Powercheck: 35kt in 3000ft fliegen, dabei 17inch Leistung ziehen. Dann prüfen ob zusätzlich 6,5 inch Leistung dazu gezogen werden kann. Wenn ja, haben wir genügend Performance für HOGE.
  2. Hocherkundung: Wir überfliegen das Gelände und legen uns eine Platzrunde zurecht.
  3. Tieferkundung: Ausschau nach Gefahren und Hindernisse die im Endanflug und späteren Abflug zu berücksichtigen sind (Strommasten, Menschen, Umwelt, Autos, Tiere, etc.).

Nach dem wir die einzelnen Anflugmanöver und wichtigen Details besprochen haben geht es los.

Während des Anfluges auf unser erstes Außengelände, Schloss Langenstein, haben wir unseren Powercheck erfolgreich durchgeführt. So können wir uns sicher auf unsere bereits berrechnete HOGE Leistung verlassen.

Schloss Langenstein

Den ersten Anflug und die Landung darf ich gleich selbstständig durchführen. Kai hat mich im Briefing in das Gelände bereits eingewiesen: ich muss darauf achten, dass ich nur aus einer Richtung in das Gelände ein und aus fliegen darf, da über den angrenzenden Ort, das Schloss und eine Pferdewiese nicht geflogen werden darf.

Hocherkundung
Wir überfliegen das Gelände und ich lege meine Platzrunde, mithilfe von Referenzpunkten (Straßen, Kreuzungen und Felder) in einem ausreichenden Radius fest.

Tieferkundung
In der zweiten Runde fliege ich tiefer und halte Ausschau nach Hindernissen und Gefahren. Ich sehe Strommasten, Autos und Menschen sowie in der Landezone 3 Jungbäume. Alles was ich mache und sehe sage ich laut vor, so handle ich noch bewusster und Kai weiß was ich vorhabe.

Dann führe ich meinen Check for Approach durch und sinke in das Gelände weiter rein. Dabei blicke ich ständig nach links und rechts, scanne mein Umfeld. Baumgruppen umzäunen das Gelände, sodass ich den Anflugwinkel entsprechend darauf ausrichten muss. Dann lande ich auf der Wiese, die Jungbäume habe ich im Blick und hinter mir gelassen. Nachdem der Hubschrauber im hovern stabilisiert ist, setzen wir uns auf der Wiese hin. Durchatmen – Es hat klasse geklappt!

Nach einem kleinen Feedback von Kai starten wir wieder aus dem Gelände raus und fliegen unsere festgelegte Platzrunde, dabei weißt mich Kai nun etwas an und zeigt mir wie er die Außenlandung durchführen würde. Wir reduzieren die Fahrt früher auf 60Kt und holen noch etwas mehr mit der Platzrunde aus. Im Endanflug reduzieren wir die Fahrt auf 30Kt und sinken schließlich wieder ins Gelände.

Nun möchte Kai, dass der Start aus dem Gelände noch steiler geflogen wird. Dazu beschleunigen wir auf 30kt. und steigen bis wir über die Baumgipfel in doppelter Hoverhöhe erreichen. Dann nehmen wir weiter Fahrt auf und steigen mit 60kt in die Platzrunde.

Nachdem wir am Schloss Langenstein diese Landungen mehrmals durchgeführt haben fliegen wir weiter in Richtung Dornsberg.

Dornsberg Waldlichtung

Da unser nächster Landepunkt eine Waldlichtung ist, müssen wir unsere Platzrunde nach Schonungen, Straßen, Stromleitungen etc. festlegen. Die Waldlichtung überfliegen wir nun mit Rückenwind (also entgegengesetzt unserer Endanflug-Strecke) und suchen nach Punkten zum Einteilen der Sinkrate für den Landeanflug. Die Hilfspunkte sind Schonungen, Wege, Baumspitzen etc. Ebenso suchen wir uns einen markanten Punkt (seitlich), an dem wir wissen, dass der Heckrotor genügend Abstand zu den Bäumen hat nachdem wir in die Lichtung geflogen sind.

Wir fliegen nun in die festgelegte Platzrunde. Im Endanflug mit 60kt orientieren wir uns anhand unserer vorhin festgelegten navigatorischen Punkte. Kurz vor Erreichen der Lichtung reduziere ich die Fahrt weiter auf 30kt und sinke mit max. 300ft/min in den Landebereich. Bevor wir uns schließlich absetzen, stabilisiere ich den Hubschrauber im hovern. Nach einer kurzen Besprechung steigen wir mit Übergangsauftrieb wieder auf und fliegen wieder in die festgelegte Platzrunde.

Nachdem mich Kai in die erste Runde eingesprochen hat, soll ich sie nun selbstständig wiederholen. Im letzten Teil des Endanflugs bin ich etwas zu hoch. Ich schätze die Situation ab und entscheide mich selbstständig, dass ich durchstarte. Kai meint, viele hätten jetzt krampfhaft noch versucht den Hubschrauber zur Landung zu zwingen. Es kommt durchaus auch bei Profis vor, dass diese den Anflugwinkel falsch einschätzen. Die sichere und richtige Entscheidung war durchzustarten.

Mit dem nächsten Anflug klappt es dann einwandfrei. Man muss beim Fliegen immer den Mut haben, auch unangenehme Entscheidungen, wie ein erforderliches Durchstarten, zu treffen.

Als alternative Variante heben wir nun ab und starten senkrecht, 5m vor den Bäumen nach oben bis wir in doppelter Hoverhöhe über den Baumspitzen sind, dann rollen wir über und beschleunigen. Beim senkrechten Abheben muss der Hubschrauber ruhig gehalten werden, die Rotorblätter und die ausreichende Entfernung zum Hindernis ist immer im Auge zu behalten. Das fordert vom Piloten viel Konzentration und ständige Arbeit an den Steuerelementen. Auch das senkrechte Sinken und absetzen üben wir in gleicher Variante.

Dornsberg Baumgruppen / Landesjagdschule

Hier ist die Besonderheit, dass vermehrt mit Erwachsenen, Kindern und Tieren zu rechnen ist. In der von uns festgelegten Platzrunde müssen wir einen engen Radius fliegen. Vom Queranflug in den Endanflug mit 30kt Fahrt, da sonst der Kurvenradius zu groß werden würde. Die Vorgabe an diesem Außengelände besagt, dass eine Straße nicht überflogen werden darf. Dies wäre nicht möglich gewesen, wenn man die Kurve mit 60kt fliegt.

Im Endanflug müssen wir einen kleinen Strommasten überfliegen und als Hindernis im Anschluss befindet sich das Schulungsgebäude der Landesjagdschule. Ein korrekter Anflugwinkel ist hier nötig um nicht in die Gefahr des Vortex zu kommen, damit wir max. mit 30kt 300ft/min sinken. Die Landung klappt auf anhieb einwandfrei.

Wir wiederholen diese Übung noch 5mal. Während in der Platzrunde das Gelände umflogen wird, kann man bestens auf den Landepunkt schauen. Dabei beobachte ich ständig die Gegebenheiten am Boden, ob der Landebereich frei ist und verfolge Bewegungen und etwaige Gefahren im Umfeld.

Gerade beim Außenlanden macht sich bemerkbar, wie das bisher Erlernte der einzelnen Schulungssession nun zusammengeführt und weiter vertieft wird. Mit diesem Gelände schließt der heutige Tag erfolgreich ab!

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