Die heutige Session startet wieder gewohnt mit einer Platzrunde. Diesmal mit allen Checks, welche beim Anlassen und starten vor dem Hangar beginnen und sich durch alle Flugabschnitte durchziehen. Das ist zum Fliegen, was inzwischen schon selbstständig läuft eine neue weitere Belastung. Wir starten also in die Platzrunde, im Endanflug reduziere ich Fahrt und Sinkrate kontrolliert, dabei bleibe ich im Bereich des safety windows. Der letzte Abschnitt, wo man leicht ins hovern übergeht muss noch etwas verfeinert werden. Sonst lief diese Platzrunde sehr gut, sodass wir direkt zu unserem nächsten Trainingsabschnitt gehen.
Wir wollen die Schräghanglandungen weiter vertiefen. Dazu geht es wieder auf den hinteren Teil des Flugplatzes und ich führe mehrere Landungen vorwärts sowie seitwärts am Hang aus. Es ist schon deutlich besser als letzte Woche, vor allem flüssiger. Dennoch ist meine Konzentration so stark auf Stick und Pitch gerichtet, dass ich die Pedalarbeit etwas vernachlässige. Ich bin aber mit mir zufrieden, immerhin habe ich heute diese Übung selbstständig geschafft, das sah letzte Woche noch anders aus. Nun hovern wir auf den Rollweg bravo zurück. Ich soll nun mit Vorwärtsfahrt eine 360° Drehung um die eigene Achse fliegen. Im Anschluss fliege ich 360° um ein Objekt in 5m Distanz und jeweils in Blickrichtung dazu.
Die Übungen haben mir sehr gefallen, waren diese doch anspruchsvoll und ich konnte das hovern weiter trainieren. Herr Naujokat schickt mich nun auf einen Grasstreifen, dort soll ich in Hoverhöhe stehen bleiben. Wir werden nun die Hover-Autorotation üben. Triebwerksausfall beim Schwebeflug und der Abschnitt nach der Autorotation, in welcher wir auf Schwebeflughöhe ankommen und nun den Hubschrauber auf den Boden absetzen. Die Übung läuft so ab, dass der Fluglehrer mir auf Kommando das Gas wegnimmt. Ich habe dann das rechte Pedal zu drücken und kurz zu warten bevor ich den Pitch hochziehe. Damit reduziere ich die Sinkrate ab um nicht auf den Boden zu fallen. Zufrieden mit der Übung soll ich nun noch senkrecht auf 2.500ft MSL steigen und wieder sinken. Dafür suche ich mir vorne und seitlich einen Bezugspunkt. Abwechselnd kontrolliere ich diese und halte den Hubschrauber dabei ruhig in der Schwebe.
Am Nachmittag starten wir die zweite Session. Wieder beginne ich mit einer Platzrunde, auch der Funk wird von mir übernommen. Im Endanflug gibt mir der Fluglehrer das Zeichen, Go-Around! – also durchstarten. Ich ziehe die maximale Startleistung von 24inch und halte die Geschwindigkeit von 30KIAS bis wir positiven climb (steigen) haben. Dann wird die Fahrt erhöht und wir gehen in den Querabflug über.
Fliegen ohne Governor
Der Governor ist eine automatische Drehzahlregulierung vom Drehgas am Pitch und hält bei wechselnden Leistungseinstellungen 104% Leistung. Da dieser ausfallen kann, trainieren wir das fliegen ohne Governor. Der Hersteller hat es durch eine mechanisch-kollektive Scheibe so eingestellt, dass beim hochziehen des Pitch’s – Leistung hinzugeführt wird. D.h. beim Hochnehmen des Hubschraubers (hochziehen des Pitch’s) hält der Governor diese Leistung konstant bei 104%, beim Absetzen führt er Leistung auf 104% zu. Bei Leistungswechsel hält der Governor die Rotordrehzahl so, dass immer 104% Rotordrehzahl (+-2%) erhalten bleiben.
Wir beginnen mit Abheben und Absetzen ohne Governor. Dabei muss die Engine-Anzeige kontrolliert werden, dass manuelle Steuern des Governors erfordert dabei eine ruhige und dosierte Bewegung. Im Anschluss fliegen wir eine Platzrunde ohne Governor.
Recovery von Low-RPM
Im befinde mich im Schwebeflug, dann reduziert Herr Naujokat die Leistung auf 90%. Das Low-RPM Warnsignal ertönt. Meine Aufgabe ist: Mit Pedalen und Stick die Position zu halten, etwas Drehgas zu geben und den Pitch leicht zu senken. Diese Übung erfordert eine koordinierte und flüssige Arbeit an der Steuerung. Wir üben das ein paar mal bis es zufriedenstellend klappt. Dann geht es wieder in die nächste Platzrunde, während des Flugs reduziert mir der Fluglehrer die Leistung. Das Warnsignal ertönt wieder und ich führe den obigen Ablauf durch.
Fix-Tailrotor
Nachdem wir das Ausfallen des Governors geübt haben, trainieren wir den Heckrotor-Steuerausfall. Der Heckrotor lässt sich mit den Pedalen nicht mehr steuern. Wir bemerken beim Steig oder Sinkflug das der Hubschrauber schiebt, wenn wir die schwarze Kugel in unserem Instrument beobachten. Wir versuchen nun den Hubschrauber in Flugrichtung auszurichten. Der Fluglehrer reduziert die Fahrt auf 35KIAS und demonstriert wie man aus der Pedal Stellung zur Leistung des Heckrotors folgende Schlüsse ziehen kann:
Linkes Pedal stark gedrückt
= gut, viel Leistung am Heckrotor
Pedale neutral, oder leicht linkes Pedal
= Reiseleistung (neutral), Kugel in der Mitte oder leicht links
Rechtes Pedal gedrückt
= wenig Leistung am Heckrotor
Um jetzt eine Landung durchführen zu können müssen wir in einen langen und flachen Anflug übergehen. Mit 60KIAS kommen wir am Anfang der Piste in doppelter Hoverhöhe an. Nun nehme ich die Fahrt raus und reduziere die Leistung damit ich nicht steige. Dadurch dreht sich der Hubschrauber nach links. Nach dem wir den Übergangsauftrieb verloren haben müssen wir wieder Leistung zuführen und drehen uns wieder nach rechts. Dann führe ich den Stick leicht nach vorne damit wir mit Hilfe des Rotorzuges parallel zu Piste sind. Nun senken wir den Pitch und lassen den Hubschrauber parallel auf der Piste ausrutschen. Um diese Landung durchzuführen, empfiehlt mir der Fluglehrer immer eine Landebahn mit Asphaltpiste zu suchen. Auf Graspisten besteht sie Gefahr den Hubschrauber umzuschmeißen.
Als kleines Highlight des Tages landen wir noch in ca. 20cm hohem Wasser. Es hat so stark geregnet, dass die angrenzenden Feldwiesen stark überflutet sind. Beim Absetzen im Wasser kann man die Höhe nur sehr schwer einschätzen. In den letzten 10min. unserer Schulungseinheit bildet sich dazu noch ein starker Schneeschauer am Flugplatz. Herr Naujokat lässt mich ans andere Ende der Piste fliegen, von dort aus soll ich versuchen den Windsack zu erkennen. Dieser steht auf der Hälfte der Landebahn, diese hat eine Gesamtlänge von 1,2km. Da ich den Windsack durch den Schneeschauer gerade noch so sehen kann und das Ende der Piste überhaupt nicht mehr sichtbar ist, wusste ich nun was 600m Sicht bei schlechtem Wetter bedeuten. Hubschrauber im VFR-Bereich haben vom Gesetzgeber die Vorgabe eine Wolkenuntergrenze von 500ft AGL (150m) und eine Flugsicht von 800m einzuhalten. Das empfinde ich schon als sehr wenig nach dem heutigen Erlebnis, der sonst deutliche und ferne Horizont fehlt und die Bezugspunkte kommen dadurch immer näher. Mit dieser Erkenntnis fliegen wir zurück zum Hangar und schließen für heute das umfangreiche Training ab.