Den Schulungsabschnitt “Landen im Außengelände” haben wir erfolgreich abgeschlossen und so die Voraussetzung für die heute stattfindende Schlechtwetter-Einweisung geschaffen.
Die schönste und sicherste Art der Fliegerei ist das Fliegen bei schönem Wetter. Jedoch kann sich die Wetterlage nachteilig ändern – bis zu welchem Parameter darf also noch geflogen werden?
Der Gesetzgeber hat folgende Minima festgesetzt:
- ceiling (Wolkenuntergrenze): min. 500ft
- Sichtweite: min. 800m
Mein Fluglehrer macht aber ganz klar deutlich, wenn abweichend vom obigen, die Sichtweite weniger als 2000m beträgt, ist ein fliegen für den Privatpiloten ein no-go!
Die Vorbereitung
Nun soll ich selbstständig einen Flug von EDTD (Donaueschingen) nach EDTZ (Konstanz) planen. Das Wetter ist passend zu unserem heutigen Schulungsthema schlecht, aber im gesetzlichen Rahmen und ein Flug durchführbar.
Zuerst setze ich mich an den Computer und hole das aktuelle NOTAM der DFS (Deutschen Flugsicherung)ein. Anschließend überprüfe ich das Wetter entlang unser Route anhand der Wetterberatung des DWD (Deutscher Wetterdienst). Zum Abschluss wird die Weight&Balance erstellt.
Nun zeichne ich die Flugstrecke in die Luftfahrkarte ein, welche ich später während des Fluges auf meinem Kniebrett befestigt habe. Um mich, vor allem bei der heutigen Wetterlage, mit dem Gelände und der Strecke vertraut zu machen – fliege ich diese vor meinem geistigen Auge entlang. Dabei achte ich besonders auf Hindernisse, Navigatorische-Punkte und Gefahren. Außerdem präge ich mir die Ausweich-Flugplätze entlang unserer Route ein, welche eventuell für eine Landung bei Verschlechterung der Wetterlage in Frage kommen könnten.
Zum Abschluss gibt mir Kai noch die GAFOR Übersichtskarte. In diesem Wetterbericht wird Deutschland in einzelne Gebiete unterteilt und anhand von Kategorien eine Angabe über Wolkenuntergrenze und Bodensichtweite gemacht. Der Bericht ist für jeweils 2h gültig. Das Gebiet Bodensee ist mit der Kennung MIKE, für den Zeitraum ab 10:00 Uhr local klassifiziert.
Praktische Einweisung
Nachdem alle Vorbereitungen abgeschlossen sind gehen wir zur R22, checken den Hubschrauber und starten um 10:25 local. Über den Autobahnzubringer und entlang der A81 fliegen wir in Richtung Bodensee. Die Wolkenuntergrenze ändert sich dabei kontinuierlich auf unserem Streckenverlauf.
Mein Fluglehrer instruiert mich nun in die Verhaltensregeln und Verfahren bei solch einem Wetter. Sobald sich die Sicht auf 2000m einschränkt, wird die Geschwindigkeit auf 60kt reduziert. Vor allem auf Strommasten und deren Verlauf muss geachtet werden. Sollte sich die Sicht weiter verringern – was heute der Fall ist, nämlich auf ca. 1000m, beobachte ich konzentriert den Geländeverlauf um Hindernisse frühzeitig zu erkennen. Wenn nötig reduziere ich die Fahrt weiter auf 30kt. Meine Augen scannen kontinuierlich die Topografie. Wenn die Sichtweite etwas besser wird, können wir wieder auf 60kt beschleunigen und gegebenenfalls auch auf Reisegeschwindigkeit zurückkehren. Jedoch ist das Wetter heute recht wechselhaft und so auch die Sichtweite, sodass ich ständig meine Fluggeschwindigkeit und Lage entsprechend anpassen muss.
Nach einer Weile, auf halber Strecke zu Konstanz simulieren wir eine Verschlechterung der Wolkenuntergrenze bis auf 300ft. Kai möchte nun von mir wissen, wie ich mich in solch einer Situation nun verhalten würde. Ich entscheide mich für eine sofortige Landung, was wir dann auch wirklich üben. Ich sinke und suche mir einen geeigneten Landeplatz, eine große Wiese am Ortsrand. Im Feedback gibt mir Kai zu verstehen, dass dies absolut die richtige Entscheidung war. Insgesamt machen wir 3 solcher Außenlandungen während unserer heutigen Session.
Richtung Konstanz wird das Wetter besser und ich kann etwas entspannen. Auf dem Rückflug fliegen wir entlang des Küstenstreifens von Überlingen und querab Stockach. Dort verschlechtert sich das Wetter wieder deutlich und die Wolkenuntergrenze fällt ab. Ich muss immer wieder meine Fahrt reduzieren um mich and die Gegebenheiten anzupassen und mir meinen Flugweg Richtung Donaueschingen zurück suchen. Gerade das Ausschau halten nach Stromleitungen und Masten erfordert wachsame Augen und ist sehr kräfteraubend. Um nicht unter die gesetzlichen Minima zu kommen, muss ich immer wieder Passagen mit höheren Wolkenuntergrenzen entlang fliegen. Das GPS Gerät hilft mir dabei die Orientierung und die Flugstrecke nicht zu verlieren.
Wir beenden den Flug wieder sicher am Heimatflugplatz und ich habe die Schlechtwetter-Einweisung erfolgreich bestanden. Nach Aussage von Kai verlassen wir nun die Wege des PPL und bewegen uns im Anforderungsgrad der Ausbildung langsam in Richtung Stundensammelphase, Berufspilot. Das habe ich heute definitiv auch so wahrgenommen und freue mich auf die nächsten Übungseinheiten!