Flugschülerbericht
Ein Bericht von einem unserer Flugschüler, der einen Kundenflug nach Mailand begleiten durfte.
Wir haben von einem langjährigen Kunden die Anfrage für einen Flug von Stuttgart nach Mailand bekommen. In Mailand fliegen wir normalerweise den Flughafen Milano Linate an, da es dort möglich ist aufzutanken. Leider muss für diesen Flughafen Handling beantragt werden und zusammen mit den Landegebühren kostet diese Landung dann ca. 500,00€.
Deshalb flogen wir den kleineren aber deutlich näher an der Stadt liegenden Platz Milano-Bresso an. Die Gebühren sind dort in überschaubarem Rahmen, jedoch gibt es keine Möglichkeit für Hubschrauber, die nicht am Platz stationiert sind aufzutanken.
Östlich vom oberen Ende des Lago di Como liegt der kleine Flugplatz Sondrio. Dieser Platz dient regelmäßig als Zwischenlandeplatz auf unseren Flügen nach Venedig. Der Flugleiter vor Ort ist uns daher bekannt und somit entschlossen wir uns, diesen kleinen Umweg von einigen Minuten in Kauf zu nehmen, um dort den Hubschrauber bei Hin- und Rückflug zu betanken.
Am 10.09. legten wir spätabends den genauen Streckenverlauf fest und gaben insgesamt vier Flugpläne bei der deutschen Flugsicherung auf. Ein Flugplan wird benötigt, sobald man die Landesgrenzen überfliegt und dient im Ernstfall dem SAR-Dienst zur Suche einer vermissten Maschine. Zusätzliche Angaben hierzu sind die Personen, sowie Treibstoff an Bord und die verfügbaren Rettungsmittel.
Des Weiteren möchte die Flugsicherung die Überflugzeiten der einzelnen FIR-Gebiete wissen. FIR steht für „Flight Information Region“ – also ein Sektor, der vom Fluginformationsdienst betrieben wird. Die Gesamtflugzeit sollte ca. 02:00 Stunden dauern. Da der Kunde meldete, dass sie lediglich zwei Personen sind, fragte ich – als angehender Berufspilot – an, ob ich denn mitfliegen dürfte. Der Kunde stimmte zu.
Am Folgetag trafen wir uns um 07:00 Uhr. Der Flugplatz Donaueschingen lag in dichtem Nebel gehüllt. Nach einer morgendlichen Kaffeestärkung holten wir uns NOTAMs und die betreffenden Flugwetterdaten ein. Eine Besonderheit der Flugvorbereitung sind sogenannte DABS. „Daily Airspace Bulletin Switzerland“ gibt die aktiven Schießgebiete im Schweizer Luftraum an.
Somit starteten wir in Richtung 030°, mit Kurs auf Stuttgart. In Stuttgart angekommen nahmen wir die beiden Personen auf und flogen auf Südkurs nach Sitterdorf. Sitterdorf war unser erster Wegpunkt in der Schweiz. Von dort aus ging es nach Osten ins Rheintal über Buchs, Bad Ragaz und Chur und ca. 4 Nautische Meilen danach nach Süden. Über den Splügenpass ging es dann direkt zum Lago die Como und dann wie geplant nach Sondrio.
Der Hubschrauber wurde lediglich betankt und ging daraufhin sofort wieder in die Luft. Kai meinte zu mir im Voraus: „Nimm‘ unbedingt genügend Bargeld mit, falls das Kartenterminal nicht geht“. Genauso war es dann auch.
Weiter führte uns die Strecke über den Lago di Como, sowie dessen Wasserlandeplatz und die Vororte von Mailand. Dabei war die „Skyline“ von Mailand wunderschön zu sehen und erinnerte stark an Frankfurt.
In Mailand angekommen verabschiedeten sich die Kunden und wir wickelten die Gebühren beim dortigen Flugleiter ab. Die Kunden wollten auf dem Rückflug über den Vierwaldstätter See fliegen. Somit konnten wir die Wartezeit mit der Flugplanung füllen. Doch zunächst ging es zum Mittagessen ins lokale Restaurant direkt am Flugplatz.
Nach erfolgreicher Stärkung ging es ans planen. Sobald die Route stand, ging es an das „canceln“ der bestehenden Flugpläne und aufgeben bzw. „filen“ der Neuen.
Die neue Route sollte von Bresso direkt nach Lodrino, über den Gotthardtpass zum Vierwaldstätter See führen. Von dort aus über den Zugersee, den Zürichsee, östlich an den
Züricher Lufträumen vorbei nach Stuttgart.
Diese Strecke fliegen wir regelmäßig, wenn es nach Locarno geht.
Nach ungefähr zwei Stunden kamen die beiden Passagiere wieder zurück und es ging auf die geplante Route. Über dem Gotthardtpass überraschten uns tiefhängende Wolken, die die Wetterberatung so nicht wiedergegeben hatte.
Die Problematik ist, dass wir eine Mindesthöhe einhalten müssen, um nicht in eine Freileitung einzufliegen. Der weitere Flugverlauf war nun unter einer Wolkenschicht und somit war die sonst so tolle Sicht auf die Seen getrübt. Innerhalb Deutschlands flogen wir noch eng (600m seitlicher Abstand) am Rottweiler Aufzug-Test-Turm, – einem Spiralförmigen Turm, der schon von weither sichtbar ist, in dem Aufzüge getestet werden – vorbei und überflogen den Heimatort von einem der beiden Passagiere. In Stuttgart angekommen verabschiedeten wir uns von den Gästen und machten uns auf den Rückweg nach Donaueschingen.
Was hatte ich besonders auf diesen Flügen gelernt? „Ohne Bargeld kommt man an italienischen Flugplätzen nicht aus!“
Das regelmäßige Planen solcher Flüge und Einsätze führt zu einer Routine, die im späteren Berufsalltag unverzichtlich ist.