Wir sind in der Privat-Pilotenausbildung schon fast am Ziel angekommen. Als letzter großer step steht der große Navigationsflug an. Dieser muss ausführlich und eingehend vorbereitet werden. Mit meinem Fluglehrer werde ich die Flugstrecke einmal komplett abfliegen. Nach bestandener Theorieprüfung werde ich den Überlandflug dann alleine wiederholen. Es gilt also eine gründliche und gute Vorbereitung zu machen!
Letzte Woche (Navigationsflug, Teil 2 + Teil 1) haben wir die Flugvorbereitung abgeschlossen. Diese haben wir sehr ausführlich und ordentlich gemacht (insgesamt hat die Vorbereitung ca. 7h benötigt).
Heute werde ich die Flugroute zum ersten Mal abfliegen, dabei instruiert mich mein Fluglehrer in die einzelnen Flugplätze und gibt mir wenn nötig Hilfestellung. Jedoch soll ich grundsätzlich alleine und selbstständig agieren.
Also packe ich alle Unterlagen und Karten die ich benötige ein und bereite den Hubschrauber vor. Nachdem die Checks erfolgreich abgeschlossen sind, starten wir in Richtung Norden raus und verlassen entlang unserer Route die RMZ Donaueschingen.
Das Wetter zwingt mich kurz vor Sulz, die geplante Reiseflughöhe zu verlassen. Die Wolkenuntergrenze ist teilweise so tief, dass ich gerade meine Sicherheitsflughöhe einhalten kann. Daher reduziere ich wie gelernt meine Fahrt auf 60KIAS. Nach ein paar Minuten bessert sich die Wettersituation wieder deutlich und ich kann meine Reiseflughöhe einhalten.
Als wir an Karlsruhe vorbeifliegen bemerke ich, dass ich innerhalb der Ausbildung zum ersten Mal soweit nördlich bin. Die Aussicht über die Region ist sehr toll. Nun kommt der Funk nach Mannheim dran, ich melde mich wie zuvor geprobt. Es macht sich bezahlt, dass wir die Funksprüche in unserer Vorbereitung bereits simuliert haben. Somit kann ich ich voll und ganz auf das Geschehen konzentrieren. Während des Anflugs blicken wir über Mannheim und die Umgebung, eine wirklich einzigartige Perspektive. Da ich den Anflugwinkel falsch einschätze, muss ich sehr steil sinken, dies ist wohl der Nervosität heute geschuldet. Es klappt aber alles gut und ich hover zur Tankstelle.
Die Sonne scheint und ich kann eine kurze Pause beim Tanken einlegen. Das erste große leg ist damit geschafft. Mein Fluglehrer macht noch kurz smalltalk und dann geht es sofort weiter. Wir starten und verlassen Mannheim wieder in Richtung Karlsruhe. Nach ca. 10min. fällt mir jedoch auf, dass ich mich ca. 2 Meilen auf Parallelkurs, zu meinem eigentlichen Kurs befinde. Sofort korrigiere ich dies, in dem ich in 90Grad auf den richtigen Kurs fliege. Kai lobt mich, dass ich dies selbstständig erkannt und lösen konnte. Solch eine Situation kann jederzeit auch im Soloflug eintreten.
Kurz vor Karlsruhe, auf Höhe Bruchsal fliegen wir in Richtung Baden Baden, entlang der “Weinstrasse” bis nach Lahr. Der Flugplatz Lahr ist erst sehr spät zu erkennen, daher muss man bei der Navigation besonders genau fliegen. Da die einzelnen legs weit auseinander sind und eine kleine Kursabweichung den nächsten Navigationspunkt weit verfehlen lässt, muss immer wieder die eigene Position mit der Luftfahrkarte abgeglichen werden.
Natürlich kommt es so, wie es kommen muss. Kurz vor Lahr finde ich dann den nächsten Navigationspunkt nicht. Also reduziere ich meine Fahrt und suche eine markante Bahnlinie, welche mich zu meinem nächsten Navigationspunkt führen kann. Nachdem ich diese gefunden habe klappt es einwandfrei. Nun funke ich unseren Anflug auf Lahr. Die Landung ist aber wieder falsch eingeteilt und ich verpasse meinen Abrollweg, welchen ich vom Tower zugeteilt bekomme. Dieser reagiert sofort und erteilt mir die Genehmigung auf dem Rollfeld zurück zu schweben. Ich lasse mich nicht aus der Ruhe bringen und analysiere den Anflug sofort mit Kai.
In Lahr setzen wir nur kurz ab, lassen das Triebwerk laufen und besprechen das Abflugsverfahren. Dann geht es wieder weiter. Über Funk erbitte ich die Abfluginformationen. Ich starte raus und folge dem Streckenabschnitt in Richtung des Pflichtmeldepunktes. Dann geht es über den Schwarzwald Richtung Donaueschingen.
Die Aussicht auf die kleinen Straßen, Bauernhöfe und kleinen Dörfer belohnt für den bisher sehr fordernden Flug. Schließlich landen wir wieder sicher auf unserem Heimatflugplatz und stellen die Maschine ab.
Heute konnte ich alle bisher erlernten Fähigkeiten zusammenbringen und unter Beweis stellen. Dieser große Navigationsflug, mit verschiedenen Flugplätzen und den Anfangs marginalen Wetterverhältnissen war ein großer Erfolg.
Im Briefing wird meine heutige Leistung als Bestanden gewertet, Kleinigkeiten sind noch zu verbessern oder genauer zu machen, aber daran werde ich arbeiten. Ich fühle mich nun sicher und freue mich schon sehr auf meinen Solo Überlandflug!