Fliegen mit verminderter Sicht

30 März 2016
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Das Bordbuch

Bevor wir heute zu unserem eigentlichen Briefing kommen, erklärt mir Herr Naujokat wie man ein neues Bordbuch anlegt. Dieses ist nämlich von unserem Schulungshubschrauber D-HYES voll, beim neu anlegen ist vor allem zu beachten die “release to service” in Kopie zu übertragen. Diese zeigt, wann die letzte Kontrolle durchgeführt wurde. Die Robinson R22 muss:

  1. alle 50h:  zur 50h  Triebwerkskontrolle
  2. alle 100h: zur 50h Triebwerkskontrolle + 100h Kontrolle an der Zelle

 

Die Unterlagen zum “release to service” befinden sich auch in der L-Akte (Lebenslauf) des Hubschraubers.

 

Fliegen mit verminderter Sicht

In der heutigen Session simulieren wir das Fliegen nach IFR (instrument flight rules) um die Besonderheiten der Navigation bei verminderter Sicht zu lernen. Im Vorfeld besprechen wir die Funktionsweise unseres Gleichgewichtsorgans im Ohr sowie das Interpretieren des künstlichen Horizonts. Ein Ausschnitt dazu aus unserem Schulungsbuch (Peters Software) – Menschliches Leistungsvermögen:

Wir beginnen in den ersten 20 Minuten mit folgenden Flugübungen bei voller Sicht nach Außen:

  1. Abbremsen auf 60KIAS ohne die Flughöhe zu ändern.
  2. Steig und Sinkflüge mit Leistung (+/- 500ft)
  3. 2min. Turn (360° Grad Kurve)

IFR Training mit Brille

Nachdem ich diese Übungen geflogen bin, bekomme ich eine spezielle Brille aufgesetzt. Diese schränkt mein Blickfeld so ein, dass ich lediglich das Instrumentenpanel noch sehen kann, nicht jedoch den Horizont. Meine Konzentration ist nun voll auf die Instrumente gerichtet. Ich gleiche ständig Fahrtenmesser, Höhenmesser, Variometer und künstlichen Horizont ab um meine Fluglage zu bestimmen.

Da man nur die Instrumente im Blick hat, merkt man sofort wie kleinste Steuerausschläge sich bemerkbar machen. Das Resumee dieser Übungseinheit ist, dass ich den Fahrtenmesser zur Einhaltung der Höhe im Kurvenflug mehr mit einbauen muss. Der Fahrtenmesser zeigt Geschwindigkeitsänderungen direkt an. Ich habe mich zu sehr auf den Variometer (zeigt Steig/Sink Geschwindigkeit an) konzentriert. Der Variometer zeigt Höhenänderungen verzögert an (Hysteresefehler). Dieser läuft der wahren Höhe mit seiner Anzeige etwas hinterher, sodass ich die Höhe in der Kurve nicht ordentlich eingehalten habe. Herr Naujokat erklärt mir, dass ich mithilfe des Fahrtenmessers eine feste Geschwindigkeit in der Kurve halten soll. Beispiel:

Horizontalflug
22inch, 88KIAS (kein steigen, kein sinken)
Kurvenflug
85KIAS einhalten (kein steigen, kein sinken)

Da im Kurvenflug Zentripetalkraft entsteht,  muss man ca.2-3KIAS langsamer als im Horizontalflug fliegen um die Höhe konstant zu halten.

Awareness Training – Musterbedingte Notverfahren

Nun geht es im letzten Teil unseres Schulungstages an die Low-RPM Situation und deren recovery.

  1. Wir schalten den Governor aus und üben das Aufnehmen und Absetzen des Hubschraubers ohne Governor. Dazu drehen wir noch Vollkreise links und rechts um die eigene Achse.
  2. Herr Naujokat demonstriert mir nun das recovern von Low-RPM in Schwebeflughöhe. Danach bin ich an der Reihe. Ich schwebe und halte den Hubschrauber ruhig. Dann dreht der Fluglehrer das Gas  bis auf 90% weg- dabei hält er die Höhe. Auf sein Kommando recover ich nun die Drehzahl. Dazu gebe ich Gas und senke etwas den Pitch. Die Rotor-RPM steigt wieder auf 102% und ich stabilisiere den Hubschrauber im hovern.
  3. Die gleiche Übung folgt nun ohne Ansage des Fluglehrers. Dieser dreht langsam das Gas weg bis das Low-RPM Horn ertönt und die Lampe leuchtet. Jetzt recover ich nach gleichem Verfahren! Gas geben und Pitch leicht senken.

Im Anschluss fliege ich noch Platzrunden ohne Governor. Während dessen dreht mir der Fluglehrer wieder auf Kommando das Gas weg und ich recover die Drehzahl wieder auf 102%.

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