Wenn das Triebwerk ausfällt - Das Notverfahren: Autorotation

3 März 2016
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Nach einer aufregenden Woche steht heute das erste Notverfahren auf dem Lehrplan – die Autorotation! Mit diesem Verfahren können wir die Maschine im Notfall auch ohne funktionierendes Triebwerk sicher landen. Dieses und andere Notverfahren werden regelmäßig von Piloten geübt. Dafür sind eine Reihe an Kriterien zu beachten und es braucht volle Konzentration. Wir starten mit der Theorie, ich lerne die Grenzbereiche kennen, in denen eine sichere Autorotation möglich ist. Wie ernst dieses Thema ist, zeigt mir gleich die safety notice no. 27 aus dem Robinson R22 Handbuch, ein Sicherheitshinweis für Übungen von Autorotationen (s. Bild).Safety Notice No.27 RH22

Wir merken uns also, abruptes Gasschließen kann tödlich sein und eine Einflugzeit von 15-20 Minuten sollen gewährleisten, dass die Vergaserrohre auf ausreichend Temperatur gebracht sind, was sonst zu einem echten Triebwerkausfall führen kann.

Bevor es nun an die Praxis geht vereinbaren wir noch unser safety window:

Die AR wird bei 90-110% und einer Geschwindigkeit von 65Kias durchgeführt. Wenn wir ab 300ft AGL weniger als 65Kias oder weniger als 100% Rotationsdrehzahl haben, brechen wir aus Sicherheitsgründen die AR ab!

Auf gehts! Wir beginnen nun mit der praktischen Übung und starten mit der R22 in die Platzrunde. Nun übernimmt der Fluglehrer und demonstriert mir die Autorotation. Dies macht er ganze 3mal. In jeder einzelnen erklärt und demonstriert er mir Auswirkungen von verschiedenen Steuerbefehlen auf den Hubschrauber. Damit soll ich sensibilisiert werden und das theoretisch besprochene fühlen und verstehen. Das klappt! Ich bin bereit meine erste Autorotation durchzuführen.

notverfahrenIch zähle an 3 / 2 / 1 – und dann geht alles ganz schnell: Pitch runter – Stick an den Bauch – Rotordrehzahl und Geschwindigkeit im Blick! Jetzt heißt es 65KIAS Geschwindigkeit und die Rotordrehzahl im grünen Bereich von ca.100% halten. Wir sinken…das Gefühl kenne ich ja bereits aus den Demonstrationen von Herrn Naujokat, jedoch selber zu steuern – das ist ein ganz anderes Gefühl! Kurz bevor wir am Boden sind beginne ich den Stick nach hinten zu ziehen und mit dem Hubschrauber zu flaren um das Sinken abzubauen (von ca. 1.600ft/min auf 500meter/min), d.h. in einem sehr steilen Winkel die Fahrt rausnehmen. Daraus resultiert ein starkes Abbremsen der Sinkgeschwindigkeit mit welchem ich in einem echten Notverfahren die R22 sicher auf den Boden absetzen kann. In der Übung nutzen wir nun den Auftrieb mit Triebwerksleistung um nach vorne zu hovern und letztlich mit zugeführter Leistung wieder sicher zu schweben.

Nach jeder einzelnen Autorotation setzen wir uns hin, besprechen die einzelnen Steps und analysieren wo ich nachbessern muss. Ich fliege selber 3 Autorotationen, die letzte klappt dann schon ganz gut. Herr Naujokat hat mich an dieses schwierige Flugmanöver ruhig und professionell herangeführt. Wir werden diese zu einem späteren Zeitpunkt noch weiter üben und verfeinern.

Die heutigen Übungen waren für mich sehr wichtig, als angehender Berufspilot habe ich die Verantwortung für Fracht und Passagiere. Im Notfall muss ich diese bei einem Triebwerksausfall heil und wohlbehalten zu Boden bringen. Dies möchte ich präzise und zu jederzeit professionell gewährleisten können.

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