Ein neuer Flugschülerbericht von Kilian Heiß
Am 11.01.2019 trainierte ich das Starten und Landen im Schnee. Der Flugplatz
Donaueschingen war traumhaft verschneit. Lediglich einige Rollwege und die Start- und
Landebahn waren von Schnee frei geräumt. Dadurch boten sich optimale Bedingungen für
die ungewohnten Flüge, sowie die anspruchsvollen Starts und Landungen auf
Schneebedeckten Flächen.
Die ebene weiße Schneefläche bietet kaum Bezugspunkte. Der Pilot muss sich an einigen
wenigen herausspitzenden Grashalmen orientieren. Dadurch wird der Blick auf wenige
Meter vor den Hubschrauber gerichtet, was die Situation deutlich erschwert.
Der Tag begann mit einem ausführlichen Briefing, indem zunächst die Gefahren des Schnees
und des einhergehenden kalten Wetters besprochen wurden. Die hauptsächlichen Gefahren
sind der sogenannte White-out und das oben genannte Fehlen der Referenzpunkte. Ein
White-out entsteht durch den vom Abwind des Rotors aufgewirbelten Schnee, der dem
Piloten ein komplett weißes Sichtfeld beschert. Dadurch kann leicht die Orientierung
verloren gehen. Des Weiteren ging Kai auf die Funktionsweise des Gleichgewichtsorgans im
Körper ein und wie sich der Mensch davon täuschen lassen kann. Um dies zu verhindern,
sollte vor allem über Wasserflächen und Flügen in der Nacht der künstliche Horizont mit
einbezogen werden. Bei Schnee gelten besondere Verfahren. Hierbei kann der künstliche
Horizont nicht zur Unterstützung hinzugezogen werden.
Nach dem Anlassen der Robinson R22 D-HTCH begann es mit Schwebeflug zu einer vereisten
Pfütze auf dem Rollweg B. Der Hubschrauber sollte ohne Drehung um die Hochachse
aufsetzen. Um den Effekt zu untermauern, drehten wir nach der Landung das Drehgas auf
75% Motordrehzahl. Beim erneuten Hochdrehen erzeugte das Einsetzen des Drehmoments
aufgrund des automatischen Governors eine Drehung um 20°. Einige Aufnehmen und
Absetzen später, sowie langsames Gas geben verschwand diese Wirkung. Es folgten zwei
Platzrunden, um sich ein wenig an den weißen Untergrund zu gewöhnen.
Zunächst stand eine rutschende Landung auf bekanntem Gelände an. Dafür wählten wir den
nördlichen Abschnitt der Graspiste. Dieser ist recht eben und somit optimal geeignet. Mit
etwas über 15kt Vorwärtsgeschwindigkeit setzte der Hubschrauber auf. Der aufgewirbelte
Schnee befand sich somit immer hinter uns und der Besatzung blieb der White-out verwehrt.
Dieses Verfahren darf nur angewendet werden, wenn dem Piloten das Gelände bekannt ist.
Als nächstes stand die „normale“ Landung an. Diese ist jedoch stark erschwert, da sich über der diffusen weißen Schneefläche weder Lage im Raum noch Höhe abschätzen lässt.
Befinden sich Grashalme, Büsche oder ähnliche Bezugspunkte in der Nähe, so lässt sich die
Landung simpel einrichten. Die Landung selbst ist eine abgewandelte Version der Steillandung, mit ca. 300ft Sinkrate und keinerlei Schwebeflug am Ende.
Wenn es keinerlei Bezugspunkte am Boden gibt und eine Landung zwingend erforderlich ist, muss die Besatzung sich selbst einen solchen Punkt erschaffen, indem sie an Bord befindliche Gegenstände als Marker einsetzt. Beispielsweise das „pilots operating handbook“ kurz POH oder eine präparierte LKW Plane eignet sich aufgrund der Größe und Farbe optimal. Letzteres ist ein Zusatzhilfsmittel bei Flügen über Schnee mit einer Größe von circa 40 x 40 cm. In ca. 100ft wird mit geringer Geschwindigkeit über das Landegelände geflogen und der Gegenstand abgeworfen. Der jeweilige Marker bleibt im Schnee liegen und der Pilot orientiert sich im Anflug daran. Der Hubschrauber sollte im Anflug nicht ins schweben kommen und setzt grundsätzlich dynamischer als gewohnt auf.
Die ersten Anflüge waren zu hoch, was in ca. 10 – 15 Meter Abstand zum Referenzpunkt
resultierte. Die darauffolgenden zu niedrig, welche das selbe Resultat erbrachten. Die letzten beiden liefen optimal ab und wir landeten ca. 1m entfernt von der roten Plane.
Nach Abschließen dieser Übung konzentrierten wir uns auf das Drehen auf der Stelle. Auch hier sind die Bezugspunkte enorm wichtig. Während den ersten Versuchen wurde das Fluggerät mehrere Meter versetzt, doch ein Achten auf die Punkte vereinfacht das Drehen erheblich.
Danach ging es an den Steilhang, der an die Graspiste angrenzt. Der Hubschrauber muss in den Hang gedrückt werden um nicht im Schnee weg zu rutschen, gleichzeitig wird der Stick bis an den vorderen mechanischen Anschlag gedrückt, was unangenehme Vibrationen im Hubschrauber verursacht. Wichtig ist dabei, sich vom Fluglehrer die Limits des jeweiligen Hubschraubertyps aufzeigen zu lassen. Um das neu Gelernte direkt umsetzen zu können starteten wir von dort aus zu den Baggerseen südlich von Donaueschingen und landeten auf einem dreieckigen leicht verschneiten Damm. Die Schwierigkeit bestand hierbei die R22 über die Kufen auf der Spitze des Damms zu balancieren. Daraufhin folgten noch einige Anflüge auf die nebenliegenden ebenfalls verschneiten Dämme, welche auf deren Oberseite flach sind und gerade soviel Platz boten, um den Hubschrauber sicher platzieren zu können.
Nach rund zwei Stunden flogen wir zurück an den Donaueschinger Flugplatz im Direktanflug auf die Piste 36. Alles in allem ein gelungener und erfolgreicher Flug.