If you are in a hurry, you are in danger

3 Dezember 2019
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Flugschülerbericht

Am 03.12. flogen wir im Rahmen der Stundensammelphase zum Berufspiloten einen simulierten gewerblichen Einsatz mit der Aufgabe ein Paket bei einem Kunden abzuholen. Im Unterschied zu vorherigen simulierten Einsätzen hatte der Schüler keinerlei Hilfen und musste die gesamte Vorbereitung und Durchführung selbstständig erarbeiten.

Um 07:00 Uhr bekamen wir einen Anruf ein 7 kg schweres Päckchen in Stockach abzuholen. Der Kunde nannte uns den Landeplatz. Nach der Überprüfung auf Google Earth stellte sich die Fläche eines halben Fußballfeldes durchzogen von einer kleinen Leitung als mehr als ausreichend dar.

Eine Wetterberatung hatte ich morgens bereits eingeholt und wusste dadurch grob den Tagesverlauf. Da ich allein im Büro saß und keinerlei Hilfen hatte, gab ich dem Anrufer eine Zeitvorgabe von rund 60 Minuten an, bevor der Hubschrauber in der Luft sein werde. Auf Nachfrage bekam ich die Bestätigung, dass es sich nicht um Gefahrgut handle, sondern um ein mechanisches Bauteil.

Die übliche Flugvorbereitung bestehend aus NOTAMs, Wetter, Mass & Balance und einem Flugdurchführungsplan begann nun. Da ein Gelände außerhalb eines Flugplatzes angeflogen werden sollte, kamen zusätzlich mehrere Satellitenbilder dazu.

An meinem ersten simulierten Einsatz dauerte die Vorbereitung inklusive der Vorflugkontrolle rund 3,5 Stunden. Mit der Hilfe aller verfügbaren Mittel nur noch 0,5 Stunden.

Beim täglichen gemeinsamen Kaffee sprachen wir über Kai’s Leitsatz: „If you are in a hurry, you are in danger“ und einige Beispiele bei denen Flüge auf Grund von Unachtsamkeit, Zeitdruck und schöngemalten Wetterprognosen zu verheerenden Unfällen kam.

Nach dem Ausdrucken aller Dokumente folgte ein ausführlicher Preflight Check am Hubschrauber. Anschließend wurde die Maschine betankt und auf das Vorfeld geschoben.

frachtflug

Wir schwebten über den Rollweg Bravo zur Startbahn 36. Nach dem Clearance Turn, schwebten wir auf und starteten nach Norden. In ca. 1000 Fuß über Grund drehte ich auf Kurs nach Stockach. Wir flogen in 3600 Fuß über dem Meeresspiegel. Kurz vor Stockach nahm ich die Satellitenfotos zur Hand, um sie mit der Landschaft unter mir abzugleichen. Der Landeplatz lag zwischen einem – für mich – markanten Wald, gelegen in einer Mündung zweier Bundesstraßen und einem Steinbruch. Dementsprechend fand ich den Platz schnell. Dann stellte sich allerdings die Frage, wo ich genau landen sollte. Diese Frage hätte ich dem Kunden am Telefon schon stellen sollen. Die Fläche war am Hang eines Hügels. Eine Telefonleitung führte zum nahestehenden Haus. Dadurch entschied ich mich, relativ mittig aufzusetzen. Bereits während der Privatpilotenausbildung hatte ich gelernt, wie man einen Hubschrauber sicher an einem Hang abstellt, ohne dass er nach hinten wegrutscht. Nach dem Abstellen holten wir das Paket ab und machten uns auf den Rückweg.

frachtflug2

Beim erneuten Abheben drehte ich den Hubschrauber seitlich zum Hang, um dann in diese Richtung zu starten. Der Landeplatz war bis auf eine Stelle rundherum mit Bäumen umsäumt. Ich nutzte die freie Stelle, um mit Vorwärtsflug zu starten. Die Alternative wäre ein Senkrechtstart gewesen, was erheblich mehr Leistung in Anspruch genommen hätte.

Mit circa 10 Knoten Rückenwind ging es innerhalb von 15 Minuten zurück nach Donaueschingen.

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