Simulation: Unangemeldeter Fluggast möchte um den Säntis fliegen
Um 13:30 Uhr wollte ein Fluggast um den Berg Säntis in die Schweiz fliegen. Die Flugstrecke führt von Donaueschingen, über die Insel Reichenau- Konstanz zum Säntis und zurück über Meersburg, den Pfahlbauten und die Insel Mainau und von Überlingen nach Donaueschingen. Der Passagier möchte eventuell ein Abendpanorama sehen. In einer halben Stunde soll Start sein.
Ich beauftragte meinen Fluglehrer NOTAMS und den Wetterbericht auszudrucken. Wichtig für die Schweiz: der Daily Airspace Bulletin Switzerland, den Militärische Schiessgebiete werden dort publiziert. Des Weiteren bat ich ihn, eine „Weight and Balance“ durchzuführen mit meinem Gewicht von 94kg und das Gewicht des Passagiers mit 68kg. Das Ganze sollte Möglichst mit dem Hubschrauber R-22 durchgeführt werden.
Nachdem ich die Meldungen erhalten hatte fiel mir auf, das eine Restricted Area im Bereich Walensee, Säntis anstand. Flight Level 100 ist eventuell nötig. Deshalb telefonierten wir in Zürich (AIS: 0041/43 93 16 161) und fragten ob das Gebiet aktiv ist. Die Antwort: für heute ist das Trainings Gebiet nicht aktiv.
Ich verschaffte mir einen schnellen Überblick über die Dauer des Fluges und ob es mit einer R-22 machbar ist. 81 L Kraftstoff und Gesamtgewicht 621 kg – der Flug kann mit einer R-22 durchgeführt werden. Für meine Flugvorbereitung hatte ich nur 30 Minuten Zeit. Für das Schweizer Fluggebiet gaben wir einen Flugplan auf.
Wir checkten die Maschine und tankten.
Startzeit: 14:33. Wir riefen Zürich Information auf der 124,70 und meldeten uns dort an. Dabei übermittelten wir die folgenden Informationen: unseren Flugweg (Donaueschingen – Säntis und Rückflug über Romanshorn, Friedrichshafen, Überlingen – Donaueschingen), QNH = 1017 hPa. Dann erhielten wir den Squak 4251. Dieser Squak ist Notwendig für eine genaue Identifikation auf dem Radarschirm für Flughöhe und Richtung.
Wir flogen in einer Höhe von 4000 ft über Konstanz, Sitterdorf und St. Gallen in Richtung Säntis. Je näher wir dem Säntis kamen desto mehr mussten wir nach und nach auf 10 000 ft steigen. Oben angekommen erblickten wir vor uns ein wunderschönes Alpenpanorama. Wir flogen einmal um den Säntis, zum naheliegenden Churfürst Berg und den weit darunter gelegenen Walensee. Ein außergewöhnliches Panoramabild wie auf einer Postkarte entfaltete sich auf dem Rückweg vor uns: der mächtige Säntis und dahinter der spiegelnde Bodensee. Als der Säntis überflogen war, sanken wir wieder auf 5000 ft und flogen in Richtung Romanshorn.
In Romanshorn angekommen, fragte der simulierte Fluggast, ob es möglich wäre die Flugroute zu ändern. Er würde gerne zum Rheinfall fliegen. Ich überschlug kurz die verbleibende Strecke auf Kraftstoff- und Zeitbedarf. Dies war möglich. Die neue Flugroute führte uns von Konstanz nach Schaffhausen zum Rheinfall. Die geänderte Flugroute musste ich natürlich bei Zürich Information anmelden.
In 5000 ft ging es bis Konstanz und von dort aus sanken wir auf 3000 ft und flogen entlang des wunderschönen Rheinverlaufs bis nach Schaffhausen. Es war mittlerweile 16 Uhr und die Sonne ging langsam unter. Die Kombination von See, Fluss, Berge und Naturlichtspiel war atemberaubend – besonders aus der Luft gesehen.
Von Schaffhausen aus war es nur einen Katzensprung bis zum Rheinfall. Vor dem Rheinfall machten wir einen Stop – Hover out of Ground und eine 360 Grad Drehung – um das Naturschauspiel zu bewundern. Zufällig war ich genau zwei Wochen vorher das erste Mal in meinem Leben beim Rheinfall und konnte so das tobende Wasser vom Boden aus genießen.
Nach dieser kurzen Pause ging es auf direktem Wege zurück nach Donaueschingen. Auf Höhe des Fürstenbergs baten wir Zürich Information unseren Flugplan zu schließen, da die Landung in Donaueschingen sicher gestellt war.
Fazit: Es hat mich überrascht wie schnell man eine Flugvorbereitung erstellen kann (und muss) wenn plötzlich ein unangemeldeter Fluggast vor der Tür steht. Es ist wichtig dabei im Team zu arbeiten und die Aufgaben aufzuteilen. Das fliegen um den Säntis auf 10 000 ft erfordert eine größere Konzentration, da die genauen Flughöhen vom Fluglotsen übermittelt werden und eingehalten werden müssen.