Jährlicher Überprüfungsflug R22

22 Mai 2019
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Ein Flugschülerbericht von Benjamin Zembsch

Da mein einjähriger Gültigkeitszeitraum von meinem Type Rating R22 abgelaufen war, musste ich eine Befähigungsüberprüfung (FCL.740b Erneuerung) absolvieren.

Da das Ablaufdatum unter 3 Monate zurücklag und ich in den letzten 12 Monaten seit Gültigkeitszeitraum mehr als 2h geflogen bin, war kein weiteres Schulungsprogramm notwendig.

Zuerst haben Kai und ich wie gewohnt ein ausführliches Briefing durchgeführt. Für die Befähigungsüberprüfung müssen unter anderem Kenntnisse und Fähigkeiten gemäß EASA OSD R22 nachgewiesen werden. Dazu sind wir die verschiedenen Flug- und Notverfahren durchgegangen.

Unter anderem stellte mir Kai die Frage, “wie stellt sich ein Triebwerksausfall dar?”

Meine Antwort, „Pitch runter, Stick an den Bauch und rechtes Pedal!“

Darauf kontert Kai, „Kann dir sagen, dass sagen fast alle und wenn mir jemand die Frage gestellt hätte, wäre meine Antwort genauso gewesen.“

Er erklärt mir, dass die wenigsten Piloten eine tatsächliche Vorstellung davon haben, wie sich die Maschine anfühlt bzw. reagiert wenn ein Triebwerksausfall stattfindet.

Zur Kompetenzerweiterung möchte er mir dieses, im Anschluss an den Überprüfungsflug demonstrieren.

Des Weiteren werden wir das Notverfahren Vortex Ring State (Wirbelringsstadium) nach dem alten sowie dem neuen Verfahren von Claude Vuichard trainieren.

Vuichard Recovery Training

Der Überprüfungsflug

Nun geht es aber erstmal zur Halle und ich beginne mit der täglichen Vorflugkontrolle an der D-HYES – Robinson R22. Ich tanke 44ltr AVGAS 100LL und bereite mich für den Flug vor.

Dann wurde standardmäßig angelassen und abgehoben. Zuerst sollte ich eine Standard Platzrunde fliegen.

Dann folgte ein vorher festgelegte Programm an Normal- und Notverfahren:

  • 2x Recovery von Low RPM
  • Autorotation aus 1.000ft AGL, davon einmal
  • – selber eingeleitet
    – mit Ansage durch Fluglehrer
    – im Anflug bei 60-70kt

  • Autorotation während Abflug
  • – Während ich auf der Piste 36 starte, dreht mir Kai das Gas bei 60kt weg. Dazu musste ich zügig reagieren (Pitch runter) und gleichzeitig flaren.

  • Autorotation ins freie Gelände
  • – Es muss rasch eine Entscheidung getroffen werden, in welches Gelände man seine Autorotation durchführt. Dabei kommen auch Gefahren und Hindernisse im Anflugsektor in Betracht.

  • 2x Fix Tail Rotor
  • 4x Hover Autorotationen
  • 2x Schräghanglandungen (Lateral / Longitudinal)
  • 2min. Turn in 1.500ft AGL
  • – 3°/sec
    – Bank angle anhand der Formel (TAS/10)+7

  • Vollkreis mit 30° Bank
  • Simulierter Kabelbrand, entsprechende Maßnahmen sind zu ergreifen:
  • – Master + Alternator ausschalten damit der Kabelbrand keine Energiequelle mehr hat.
    – ACHTUNG: Governor + Low RPM Warnung gehen nun nicht mehr.
    – Heizung aus
    – Lüftung auf + Fenster öffnen
    – Ich führe eine Sicherheitslandung aus

    Damit endet die Befähigungsüberprüfung erfolgreich nach ca. 01:17h. Nun folgen die vorher im Briefing angesprochenen Einweisungen.

    Bild 2

    Demonstration eines Triebwerkausfalls

    Nochmal – Kai’s Ausgangsfrage lautete: „wie stellt sich ein Triebwerksausfall dar?“

    Die Ausgangssituation ist ein konstanter Reiseflug.

    • Kai dreht jetzt lediglich das Gas weg – ohne Pitch zu senken, rechtes Pedal und Stick nach hinten zu nehmen.
    • Wir warten ca. 2 Sekunden. Der Hubschrauber dreht sich um ca. 40° nach links.
    • Danach drückt Kai den Pitch runter, die Drehzahl bleibt bei ca.90%.Wenn wir den Stick zurück ziehen, steigt die Drehzahl von ca.90% – auf ca.105%.

    Die Fahrt ist dabei bei ca.30Kt. Bei einem tatsächlichen Notfall wird die Fahrt auf ca.60-70Kt erhöht.

    Diese eindrückliche Demonstration wird 3mal wiederholt. Dabei wird einem bewusst, wie sich ein Triebwerksausfall tatsächlich anfühlt. Die Reaktion des Hubschraubers dabei real zu spüren war für mich neu. Für junge, genauso wie für erfahrene Piloten eine lehrreiche Erfahrung!

    Vuichard Recovery Training

    Wir werden das alte und im Anschluss das neue Verfahren fliegen, um selber den reduzierten Höhenverlust zu vergleichen.

    Screen Shot 2019-06-25 at 15.00.37

    Kai demonstriert mir jeweils beide oben beschriebenen Verfahren bevor ich diese selber fliege.

    Mit dem alten Verfahren sinke ich ca. -250ft. bis ich aus dem Vortex Ring State draußen bin.

    Beim ersten Versuch mit der Vuichard Recovery benötige ich noch ca. -100ft zum recovern, das zweite Mal sind es bereits nur noch -40ft !

    Zunächst konnte ich es kaum glauben, dass sich durch die neue Technik der Höhenverlust so drastisch reduzieren lässt! Daher kann es jedem Piloten nur empfehlen, dieses Sicherheitstraining zu absolvieren!

    HTC bietet im Monat Juni das Vuichard Recovery Training für Eigner von Robinson Hubschraubern R22 / R44 / R66 ohne Fluglehrer Berechnung an!

    Mehr Infos zum Sicherheitstraining finden Sie hier.

    Titelbild Beitrag

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